Wein- und Genussreise Südpiemont

Vom 4. bis 7. Mai waren wir zu 9t. rund um Acqui Terme unterwegs auf den Spuren des lokalen Weinbaus und der regionalen Gastronomie.

Der Auftakt spielte im hochherrschaftlichen Ambiente des Palazzo Gozzani Treville in Casale Monferrato, der Kapitale und nördlichste Ort des Weinbaugebietes Monferrato, das im 1. OG das Ristorante Accademia beherbergt. Gastgeber und Inhaber, Nicola Mecca, empfing uns höchst persönlich und schon wurde uns zur Begrüssung ein zero dossage eingeschenkt. Das Menu wusste durch Eleganz und Regionalität zu überzeugen und die Genussreisenden zu begeistern. Der Monferace – ein über 5 Jahre im Holz ausgebauter Grignolino – überraschte und überzeugte gleichermassen.

Rund 50km südlich werden wir später auf dem Weingut Marenco in Strevi erwartet. Strevi ist das nördliche Tor zum Weinbaugebiet Alto Monferrato, und die Heimat des Brachetto schlechthin. Doretta Marenco ist unsere Gastgeberin und führt uns sachkundig – sie ist zusammen mit ihren Schwestern Eignerin des 60 ha grossen Betriebes – durch die Geschichte und die Verkostung. Auffällig sind im Besonderen der Albarossa, wie auch der Nizza DOCG 2019.

Die Gäste haben wir dann im RelaiseBorgoGallo in Cavatore untergebracht – dort gab es später noch eine kleine Degustation, der Hausherr Fausto Ivaldi, hat 1 Hektar mit Pinot Nero bepflanzt und baut den in einen Rosé, einen Spumante und den Rosso aus – alles einfach und leicht, aber nicht minder lecker. Das Ristorante «da Fausto» ist die Adresse schlechthin im Aquese – leicht, regional und immer auch für eine Überraschung gut und das alles mit einer unschlagbaren Preisleistung.

Der Freitag führte uns nach Canelli – UNESCO Weltkulturerbe der Spumante-Kellereien – wir besuchen den 1831 gegründeten Betrieb BOSCA, gross in der Spumatisazione Methodo Martinotti. Aber auch Methodo Classico wird hier zelebriert und über Jahre in den Katakomben gelagert – sehenswert!

Und dann: «Tra la terra e il cielo» ganz oben in Moasca. Unbedingt sehens- und geniessenswert! Natürlich ist uns das Wetter hold – und so erleben wir einen wunderbaren piemontesischen Pranzo auf der Terrasse, weiss gedeckt unter Sonnenschirmen ganz sanft winddurchflutet – Wahnsinn!

Zurück Richtung Acqui Terme: Die genossenschaftliche Kellerei «La Torre Castel Rocchera». Die Heimat des Brachetto – und vieler weiterer Trauben. Die 1953 von 80 Weinbauern gegründete Genossenschaft betreibt noch heute einen 4 stöckigen Beton-Turm, in dem die Roten ausgebaut werden. Quasi ein Oldtimer – sehr interessant und wahre lokale Weinbau- und Technik-Kultur. Die Weine sind einfach und günstig, aber wie alles hier, fundamental gut.

Zum Znacht sind wir in der «Villa Scati», Melazzo angemeldet. Im Winterhalbjahr wird im Kellergewölbe serviert und einmalmehr stellen wir fest, die piemontesische Küche ist unglaublich vielfältig, bodenständig und doch sehr raffiniert. Der Barolo 2007 von Silvio Grasso für läppische €68 hat den Zenith erreicht, aber noch lange nicht überschritten.

Die Stadtführung durch Acqui Terme am Samstagmorgen bringt uns die römische Vergangenheit, deren Ingenieurskunst der Wasserstrassen (Aqueduct) und Nutzung der Termen nahe. Aber auch die Katholische Kirche und die Marktgrafen des Monferratos und die strategische Handelsachse der Strada del Sale haben Stadtgeschichte geschrieben. Der Stadtheilige ist der San Guido und der stammt aus Melazzo, dort sind wir zuhause.

La Mesma ist eine rein fraulich geführte Wein-Produktion im Gavi. Auf 28 ha – je zur Hälfte auf dem Monterotondo und dem Vigneto in Tessarolo. Der eine Vigneto di terra bianca, der andere terra rosso, also eisenhaltig. Ersterer ergibt weiche, eher schmeichelnde Weine, der rote Boden, kräftige, strukturierte Essensbegleiter. Wir geniessen einen herrlichen leichten Nachmittag und verkosten alle 7 Gavi-Weine, die 3 Frauen haben sich dem Cortese di Gavi, also dem Gavi DOCG verschrieben – ohne Wenn und Aber!

Zurück in Acqui Terme besuchen wir die Bar 20Punto20 – dort werden stehts frische Austern serviert. Dazu trinken wir einen Prago – Blanc de Noir aus dem OltrePo Pavese – doch zu diesem noch weitgehen wenig bekannten Weinbaugebiet berichte ich zu einem späteren Zeitpunkt.

Der letzte Tag: Es geht Richtung Norden – also nicht schnurstracks – eher mit leichtem Ost-Drall Richtung Stradella im Oltrepo Pavese. Das Ziel ist die «Villa Naj» - wahrlich eine Reise wert, wenngleich diese Qualifikation bei Michelin für 3 Sterne vorbehalten ist, doch hier trifft sie bereits für einen Stern zu. Unglaublich kreativ und irrsinnig lecker – und mit einer Weinbegleitung die wirklich passt. Wir sind hin und weg. Der krönende Abschluss von 4 Tagen Wein- und Genuss im Süd-Piemont.

Superlässig:  die ganze Truppe und das Wetter

Wiederkehren: unbedingt - überall