Ten years after –

hat die deutsche Küche auch nördlich der Weisswurstgrenze gleichgezogen….

2012 erkor Olivia Friedberg – wohl der Liebe wegen – zu ihrer neuen Wahlheimat. Immerhin die Garnisonsstadt von Elvis Presley. Gleich darauf wurde Olivia Mutter und wir Grosseltern. Und so machten wir gezwungenermassen mit Mittel-Hessens Gastronomie Bekanntschaft. Nebst ein paar Betrieben mit heimischer Küche – also Handkäs mit Musik und Schnitzel aller Art, aber immer vom Schwein – gab es vor allem Italiener, meist sogar italienische – und Kebab und Konsorten. Denn grad zu der Zeit begab es sich, dass Friedberg osmanisch wurde. Derzeit allerdings übernehmen die Arabs das Kommando.

Heute, also ten years after, durchwandern wir die Szene kulinarisch und erkennen sie nicht wieder. Längst haben die hier mit dem Rest und insbesondere mit der Schweiz kulinarisch gleichgezogen. Heute aktuell zum Beispiel im «Zulegers», einer gemütlichen, eleganten Beiz in Bad Nauheims Zentrum. Das Wienerschnitzel mit lauwarmen Kartoffel-Gurken-Salat (€22) ist schlicht weg ein Traum. Ursulas Lamm-Rack mit Kartoffelgratin (€32) steht dem in nichts nach. Dass dann der Service noch stimmt, die Weine durchaus gut und zahlbar sind, rundet das Bild angenehm ab. Wer da noch über die deutsche Küche schnödet, ist ein Narr oder Ignorant.

Bad Nauheim – gleich neben Friedberg gelegen, und wahrscheinlich das Städtchen, das Elvis so lyrisch mit «muss i denn muss i denn» besingt – hat der Osmanisierung besser widerstanden und bietet eine ländlich-sittliche Kurstadt-Idylle mit kleiner Fussgängerzone und vielen herzigen Beizli und engagierten Restaurants, wie eben dem «Zulegers» dem «Stangs» oder dem bemerkenswerten «And&Vin».

Superlässig:       Ausflüge nach Deutschland werden kulinarisch immer interessanter….

Wiederkehr:     Immer wieder gerne – aber, Vorsicht! Noch ist die Kulinarik nicht flächendeckend angekommen.