Gastronomische Studienreise im Piemont

Grad recht zu Ostern sind wir ohne Stau vor einer Woche in Cavatore angekommen. Wir kennen das Piemont - zumindest ein paar Flecken, Restaurants und viele Weine und Gerichte. 

Wenn ich schweizer Beizen besuche, bleibt mir oft vor allem der Preis in Erinnerung  -  das passiert mir hier gelegentlich auch, aber fast immer wegen des vergleichbar tiefen Preises. 

So geschehen am letzten Sonntag bei "da Fausto" in Cavatore. Hier wird die traditionelle lokale Küche inspiriert zelebriert - und bei Michelin mit dem Bib Gourmand geehrt. Mehr als zu Recht: die Gerichte sind vorzüglich und die Preise sehr angenehm - also preiswert.
Die Weinkarte lässt schwelgen und verführt zu manch teurerem Gewächs, das hier plötzlich zahlbar wird.

Am Ostersonntag fahren wir nach Treiso, das Ziel: Die Trattoria Risorgimento – ein Herzstück und unverrückbarer Felsen in der lokalen, traditionellen Gastronomie. Das Carne Cruda, das Vitello tonnato, aber vor allem die hausgemachten hauchdünnen Tajarin und die Agnolotti del plin sind legendär und unerreicht. Das bezeugen nicht nur hunderte von ausländischen Pilgern, allen voran die jährlich mehrfach einfallenden Schweizer, nein auch Hundertschaften von Einheimischen, ja sogar der ehrenwerte Herr Alfieri sen. (Gründer der Alfieri Gastro-Produkte) tragen zu diesem Ruhm bei.

Doch vorher machen wir Halt in der Bodega dei grandi vini di Treiso, linkerhand der Kirche, die auch in Treiso zmitzt im Dorf steht und neuerdings von einem neu angelegten Bsetzi-Steinplatz mit Brunnen profitiert. Jaqueline begrüsst hier die Gäste – jetzt zu Ostern, dazu noch bei schönstem Wetter, immer wie mehr Touristen – da hilft ihre Schweizer Herkunft zumindest sprachlich sehr.

Sie serviert uns einen Alta Lange, ein noch junges Produkt der lokalen Weinbaugenossenschaft «Pertinace». Schön gekühlt aber wenig Frucht und letztlich etwas flach. Das zweite Glas Alta Langa kommt dann vom Weingut Rizzi, kurz unterhalb von Treiso. Hier schmeckt man bereits etwas mehr Frucht und vor allem die Erfahrung von bereits vielen Jahren der Spumantizzazione lokaler Trauben nach der Methode champegnoise – doch diese Bezeichnung ist rechtlich inkorrekt. Heute heisst das Metodo classico.

Gianni Abrigo stösst dazu, und wir unterhalten uns über die Entwicklung des Weinmarktes über die letzten 30 Jahre – so lange kennen wir uns nun. Ich frage ihn, ob er denn auch Pläne hätte eine Bollince zu produzieren, er meint, es sei wichtig, zu tun und stets zu verbessern was man am besten kann. Alle meinen auch Spumante können zu müssen – es ist aktuell grad sehr in moda – er müsse dies nicht können – er könne dafür seine Weine umso besser.

An Oster-Montag - (ital. "Pasquetta"), kehren wir zum Zmittag im Club-Restaurant des örtlichen Sportvereins (Fussball, Tennis und Boccia) ein. Andrea und Giorgio öffnen il Tegamino in der warmen Jahreszeit - im Winter ist es hier auf über 400MüM schlicht zu kalt und unfreundlich.
Andrea - (Schweizer Import...) schwingt den Kochlöffel und Giorgio - (lokales Urgestein) begrüsst die Gäste mit unvergleichlicher Nonchalance. Die Karte ist kurz und bündig - es gibt was es gibt und so lange es hat, vom Antipasti/Entree Plättli mit lokalen Leckereien, wie Formaggi von der Geissen-Käserei "San Lorenzo", oder herrlichem Salame cotto. Schmackelige Pasta und einen oder zwei Secondi a scelta sind Ehrensache- halt schlicht und einfach wie es der Andrea grad gefällt. Die Vini sind sfuso aus der "bag-in-bag", aber das ist hier vielerorts standard und keineswegs minderwertig.

Super lässig:  benessere

Wiederkehren:  seit über 30 Jahren....