Apero-Kultur – wo denn?

Es ist ein milder Sommer-Sonntag – those lazy hazy days of summer – und wir spazieren den Mätteli-Weg zu Bottas FORTYSEVEN, durch die fast fertige Bäderbaustelle entlang der Promenade bis zum Tränenbrünneli. Dort machen wir halt. Dank der Ferienzeit hat es angenehm mässig Volk und ich muss nicht anstehen, und bestelle nach einer aufmunternden Frage, ob Spritz oder Bier (es ist knapp vor 11h – der junge Fremdsprachler erkennt den routinierten Aperöler mit Schalk in den Augen auf den ersten Blick) lächeln 2 Weissgespritze-Sauer. Diese sind aus irgendeinem organisatorischen Grund nicht instant herstellbar und ich werde gebeten doch am Platz auf die Lieferung zu warten. Das ist Service, und das zur Apero-Zeit. Die Lieferung erfolgt bald – aber leider wie überall ohne weitere Zugabe – halt doch keine Apero-Kultur.

Denn diese würde sich dadurch auszeichnen, dass man zum Apero – ob nun mit vergorenem oder naturbelassenem Zucker – etwas Salziges dargereicht bekommt. Hierzulande meist die üblichen Verdächtigen Nüssli oder Kambly.

Wie weit voraus sind uns diesbezüglich doch unsere südlichen, kulinarischen Vorbilder. Cicchetti, Tramezzini, Focaccia, Pinsa, Salame, Stuzzichini oder wie auch immer die kleinen Leckereien landstrichspezifisch heissen, sie werden ungefragt und völlig selbstverständlich, sei es in der Lombardei, dem Piemont oder dem Veneto – auch weiter südlich ändert sich diesbezüglich kaum etwas – ungeachtet des Zeitpunktes zum Apero gereicht. Ferienheimkehrer schwärmen regelmässig davon. Aber hier, vielleicht ein Nüssli? Aber meist grad lieber gar nichts.

Wieso ist das so? Das ist doch eine verpasste Chance seitens der Wirte ihre Gäste zu begeistern und zu binden – oder einfach nur zu erfreuen. Die Kosten sind minim, die Freude umso grösser. Oder ist es der Kostendruck, der Fachkräftemangel oder nur der Schweizer Geiz oder Hochmut – die Gäste kommen ja sowieso.

Auf jeden Fall ist es keine Apero-Kultur.

Da lob ich mir doch das Essenz im Duparc. Dort bestellt man den Apero beim misanthropischen hauchdeutschen Schwarzkittel und wartet dann vergeblich gefühlte 10 Minuten auf die Lieferung – und geht durstig von dannen. Wenn schon keine Kultur, dann aber richtig.

Superlässig:       bei Tim im Wirtshaus zur Heimat – manchmal denkt er dran