Der Sommelier….
…sicher hatten Sie mit dieser Spezies auch schon Kontakt. Man trifft sie meist in sternenbeehrten Lokalen, Enotheken oder aber auch in aufgepimpten Edel-Weingütern, fast immer männlich – die weibliche Variante ist jedoch im Vormarsch, auf jeden Fall elegant in schwarz mit weissem Hemd oder Bluse gewandet – und sympathisch, jung und adrett.
Sie erklären uns wortreich was auf der Etikette steht, wie der Inhalt unsere Nase, den Gaumen und den Abgang mit terroirtypischen Noten, fruchtig, blumig, erdig, metallisch oder gar etherisch, säurig – in jedem Fall einzigartig und überhaupt, was wir da alles zu riechen und schmecken haben. Ganz hin und weg bin ich dann jeweils, wenn ich ganz unverhofft und auf Ansage, Noten von Sandelholz, gequetschten Weichselkirschen und eine Marriage von Holunder und leicht modrigen Biosphären Fichtennadeln zu erkennen aufgefordert werde.
Hätte es diesen Job zu meiner Zeit schon gegeben, den hätte ich gleich nach der Schule auch gewählt. Immerhin wäre ich so ohne grosse Anstrengungen schon in jungen Jahren zum Genusserklärer für neureiche, frühverrentete BVGler und kreuzfahrende Genuss-Sucher und sternen- und Etiketten-Süchtige geworden – was für ein Aufstieg, noch keine 30ig und schon doppelt so alten Mitmenschen ihr Geschmacksempfinden erklären zu dürfen, wow.
Die nächste Ausbaustufe ist dann, das Ganze als Influencer/in von zuhause aus zu performen und für jeden Genussklick von Google und vom Importeur/Grossverteiler in Verbindung mit einem unwiderstehlichen Rabatt-Angebot für einen Packet-Vorschlag, mit bereits vorgekochtem «Diner für zwei» und den vorgestellten Weinen abzurunden, Kohle zu kassieren – vielleicht gibt es demnächst ja auch einen Drohnen-Lieferservice von Caminada – aus Fürstenau direkt zu dir – den Sommelier gibt’s kostenfrei als Hologram mittels QR-code, oder auf youtube abrufbar – klick drauf und er verdient mit.
En guete, und falls Sie Sandelholznoten entdecken, rufen Sie mich bitte umgehend an.
PS: nein, ich achte den Sommelier-Beruf
PPS: ja, ich glaube es gibt sogar wirklich gute Sommelier – auch, oder vor allem weibliche
PPPS: aber ich hab hierzulande noch keinen getroffen, der/die den exorbitanten (Auf)Preis des servierten Weines wert ist.