Das Abendland, die Werte und die Morgen-Dämmerung
Die Politik referenziert die abendländischen Werte immerzu, ja trägt sie gar einem Mantra gleich ständig vor sich her. Doch was sind diese Werte wert? Und wieso heissen sie nicht morgenländische Werte? Sie gründen doch im Morgenland, zumindest was den Ursprung der sich darauf beziehenden Schriften betrifft – das Alte Testament – und die vor 2000 Jahren später dazugekommene evangelische Tetralogie.
Jahrtausende der nordöstlichen Barbarei wurden durch diese neuen Schriftrollen zur katholischen Barbarei transformiert – neu war nur, dass man sich darauf einigte, dass es fortan nur noch einen Gott der Liebe gibt, doch auch mit dem war nicht nur gut Kirschen essen und viele fragen sich, wo denn die abgelösten Götter der Antike verblieben sind. Wobei die Morgenländer sich hier nicht einig waren, die einen verharrten Auge um Auge auf den herkömmlichen Schriften, die anderen mordeten künftig im Namen der Mohammedanischen Suren. Abrahamitisch sowieso – Familienstreit halt.
Nun diese ergötzenden Grundlagen neuer Werte – wahrscheinlich meinen hier alle die 10 Gebote, die einst ein dehydrierter Fantast nach 40 Tagen Wüstenferien als die Erleuchtung zurück in die heidnische Vielgöttergesellschaft Judäas brachte, werten wir heute als die Basis unserer abendländischen Werte. Gut, die 10 Gebote sind eigentlich ganz ok, allein, sie dienen mehr als Kompass denn als Wegweiser. Denn ähnlich einem Navi führen sie allzu oft über unergründliche Um- und Feldwege in die radikale Sackgasse. Zudem stehen da Gebote, die von deren Predigern schamlos über Jahrhunderte missachtet und missbraucht wurden – und noch werden. Und wir, also die Politik, die Gesellschaft, vornehmlich die Christdemokraten und deren Nachkommen tragen das Brett dieser Werte narrativgleich vor dem Kopf.
Die abendländische Kultur, unsere Werte, da passen die Migranten einfach nicht rein – zu verschieden, zu patriarchalisch, zu frauenverachtend, zu arbeitsscheu, zu fanatisch. Diese Sauerei muss eine andere werden!
Da loben wir uns doch die abendländischen Werte, mit den klerikalen Übergriffen, dem anhaltenden Femizid, den pädophilen Auswüchsen, den völkischen Gedankengut verirrter Radikalglatzen, den kolonialen Exzessen, den Genoziden, den feuchten Faschistenträumen – passt alles super zu den abendländischen Werten, da brauchen wir wirklich keine Morgenländer, wie auch immer gestrickt oder pigmentiert.
So gesehen erklärt sich der aktuelle, europäische Migrations-Diskurs als Spätfolge ausufernder abendländischer Werte&Kultur Irrungen. Wählen Sie wertekonservativ, hierzulande also SVP – dann kommt das gut, nicht zwingend wertig, aber immerhin abendländisch, aber so was von!
Abendland magst ruhig sein – die Morgendämmerung kommt früher oder später einewäg.